Im Werk der Malerin Tamara KE begegnet der Betrachter einem Bild-, Zeichen-, Symbolraum, wie er sich in der Bewegung durch das komplexe Gewebe zeitgenössischer Medien und der sich dort kontinuierlich ereignenden Verwandlung von Zeichen und Bildern entfaltet. Sie nimmt in der jüngeren Praxis auf diese Bewegung von der Malerei aus Bezug, indem sie digitale und haptisch malerische Elemente und Ebenen schichtet. Sie wechselt zwischen analogem und digitalem Raum, sucht in diesem Übergang eine Auflösung, ein Verschwinden des Menschen, das sie im Hintergrund der medialen und kulturellen Entwicklung wahrnimmt. So prägnant und teils herausfordernd ihre Malerei auftreten kann, so wenig bestätigt sie sich in der opulenten Oberfläche. Sie sucht eher nach etwas, was sich in den Abständen der Bildebenen eröffnet.
Für die Ausstellung 'Utopie Passion' entwickelt Tamara K.E. eine Bildchiffre: eine segnende Hand und ein gesichtsloser Kopf deuten eine Person an - im Klosterkontext erscheint diese zunächst als eine geistliche Person. Hand und Kopf wirken wie in einen Block eingetragen, in Flächen und Texturen, in denen das Rauhe einer geputzten Wand mit der Körnigkeit eines verpixelten Bildes verschmilzt. In dem Moment, in dem das Haptische in der Wahrnehmung des Bildes das Zeichenhafte überlagert, wirkt auch der Kopf nicht mehr als Darstellung, sondern als blinde Öffnung auf etwas, was das Bild erst zu fassen versucht: einen Zustand der Anonymität, ein Sein im Rauschen, vor dem die segnende Hand vor allem als Erinnerung erscheint.